Gedankenstrom
Samstag, 01.12.2012, 20.30 Uhr
Umso
näher das Datum unserer Abreise aus Corozalito rückt, desto weniger
will ich hier weg! Ich könnte echt anfangen zu heulen wenn ich daran
denke, diesen Ort verlassen zu müssen. Ich bin die letzten 2 1/2
Monate zu jeder Tages- und Nachtzeit an unserem Strand gewesen, kenne
ungefähr jeden Meter Sand, habe die Veränderungen, die die Gezeiten
am Strand vorgenommen beobachtet und mich tausend mal gefragt, wie
das Meer seit tausenden von Jahren ohne eine einzige Pause in immer
gleichen Wellen ans Land schlägt. Ich habe die Sonne und den Mond
ins Meer fallen sehen, habe die Milchstraße wandern sehen und
Biolumineszenz in Wellen, auf Sand und Schildkrötenpanzern bestaunt.
Ich habe mich daran gewöhnt von Brüllaffen geweckt zu werden,
Riesenkröten vorm Haus sitzen zu haben und weiß genau wie
Waschbären (und leider auch Stinktiere) riechen. Ich habe Schlangen,
Skorpione, Spinnen in allen Dimensionen, ein Gürteltier, Leguane und
verschiedenste Vögel gesehen und weiß, dass noch viele andere
faszinierende und auch gefährliche Tiere ganz in meiner Nähe sind,
wenn ich nachts zum Strand gehe.
Ich
winke jedem und habe mich auch schon dabei ertappt Pura Vida! Auf die
Frage „Wie geht’s?“ zu antworten, obwohl ich finde dass das den
Einheimischen vorbehalten bleiben sollte. Ich kenne das Sortiment des
Supermarktes auswendig, genauso wie ich ungefähr alle Gesichter im
Dorf kenne. Ich werde auf jeden Fall unsere Nachbarin und ihre
quirligen, süßen Kinder vermissen!
Ich
habe mich sogar an die die Tico Time gewöhnt und fühle mich oft von
der ruhigen Lebensweise der Ticos angesteckt.
Apropos
Lebensweise... Ich habe einen „Einheimischen“ kennengelernt, mit
dem ich in den letzten Wochen ein paar mal getroffen habe und er
führt ein Leben, wie es sich glaube ich viele wünschen... Er wohnt
in einem kleinem, sehr schönen Haus, 5 Minuten von einem der
schönsten Strände der Gegend entfernt, für das er keine Miete
zahlt, da er als Gegenleistung auf ein großes Ferienhaus auf dem
gleichen Grundstück „aufpasst“. Er arbeitet als Kellner und
Barkeeper in einem Hotel im selben Dorf, hat also jeden Tag mit
unterschiedlichsten Menschen zu tun und versteht sich super mit
seinem Chef. Er fängt erst um 14 Uhr an, sodass er morgens an den
paradiesischen Stränden surfen geht oder einfach in den Tag
hinneinlebt. Abends nach der Arbeit ist am Wochenende perfekte
Partyzeit und er kann ja am nächsten Tag ausschlafen... Er hat
einen kleinen Hund und ein Motorrad und kann sich alles was man zum
Leben braucht und noch ein bisschen mehr, leisten und hat überhaupt
keinen Karrieredruck oder etwas. Eigentlich hat er überhaupt keine
Sorgen. Kennt alles und jeden und macht sein Ding und wenn er
irgendwann keine Lust mehr hat geht er halt woanders hin.
Wahrscheinlich interessiert euch das alles gar nicht, aber was ich
damit sagen will, ist dass fast alle Leute hier, besonders in
Guanacaste, mehr oder weniger so drauf sind. Sie sind zufrieden mit
dem was sie haben und machen sich gar nicht so viele Gedanken über
unnötigen „Ballast“. Man kann es eigentlich nicht richtig
beschreiben, man muss es erleben. Ich bin schon ziemlich neidisch
darauf und werde oft daran erinnert, was mich zurück in Deutschland
erwartet... Kann ich nicht einfach auch hier bleiben und sehen was
passiert?! Nein, keine Angst ich komme schon zurück.. Nach
Deutschland und auch nach Costa Rica, dass steht nach meinen ersten
Monaten schon fest!
Dann
noch etwas was ich gestern festgestellt hab. Ich war gestern Abend
auf einer „Reagge Night“ Party in Sámara und habe festgestellt
das mir diese Art von Musik zum tanzen viel besser gefällt als die
Elektronik/Beats/David Guetta Musik in deutschen Club. Ebenso wie
Salsa Rythmen.. Kann aber auch dran liegen, dass die Bar direkt am
Strand unter Palmen liegt und die Latinos es drauf haben sich zu
dieser Musik zu bewegen. Naja zumindest habe ich mir aus Neugier mal
die deutschen Charts angeguckt und konnte mit keinem der Lieder was
anfangen, geschweige denn , dass ich sie gut fand...Obwohl ich sonst
durchs Radio immer viele Charts höre. Da mache ich doch lieber
Prince Roye oder meinen Reagge Mix an :D
Hier
eine kleine Hörprobe:D
Außerdem
habe ich so viel Spanisch gelernt und bin schon etwas stolz auf mich,
da ich wirklich immer wenn es möglich ist Spanisch spreche, auch
wenn ich aus Bequemlichkeit Englisch sprechen könnte. Sobald ich
längere Zeit spreche, kommen die Worte einfach fließend, ich denke
kaum noch über die Sätze nach und fange an auf Spanisch zu denken.
Dadurch fällt die Sprachbarriere weg, was das Leben hier nicht nur
erleichtert, sondern auch spaßiger macht. Natürlich sind noch viele
Fehler drin, aber für Kommunikation ohne Missverständnisse reicht
es und ich bin zuversichtlich, dass ich in 3 Monaten noch viel,viel
besser spreche!
Nach
diesem ganzen Gedankenstrom, (Hut ab, wenn ihr wirklich alles gelesen
habt) kommt nun noch etwas anderes vom heutigem Tag. Denn heute ist
mein ersehntes Paket aus Deutschland angekommen und es tatsächlich
nur 10 Tage gebraucht. Zwar hat es schon einen kleinen Umweg
gebraucht, da es nicht mehr in die Klappkiste des
Auslieferungsmotorrades gepasst hat und deswegen heute mit dem Bruder
unserer Nachbarin inoffiziell mit dem Bus abgeholt wurde. Aber nun
ist es da und ich habe Weihnachtstee, Schoki, Glühweingewürz (!),
Lesefutter und Spiele und noch ein paar andere Sachen aus der Heimat
! :)
Weiterhin
ist ja heute der 1. Dezember und ich durfte meinen Adventskalender
aufmachen und bin fast hintenübergefallen, als ich die 24 Karten
gesehen habe! Schonmal vielen Dank im Voraus an Alle, die mitgewirkt
haben, ich kann es kaum erwarten jede einzelne zu öffnen!
So
nun ist meine Schreibkraft erschöpft, obwohl die Gedanken immer
weiter fließen und ich so viel schreiben könnte, aber es auch
wiederum nicht alles in Worte fassen kann.
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